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Sonntag, 8. Mai 2011

warum kießling zum ballett-unterricht sollte

in den letzten tagen und wochen ist es bei mir ein bisschen ruhiger geworden, bei twitter, in sachen leverkusen. das liegt daran, dass in mir so viel ärger und enttäuschung brodelt, dass ich lieber die klappe halte als zu explodieren, und stattdessen versuche, das ganze einfach zu verdrängen. das hat auch ganz gut geklappt. bis ich heute lesen musste, dass jupp heynckes sich über die leverkusener-fans beschwert.
ich glaub' es hackt!
mein erster gedanke war - und da kommt der fußballfan, typ emotional, in mir raus: der jupp hat keine ahnung wie es ist leverkusen-fan zu sein.
vergangenen samstag bin ich - mal wieder - voller hoffnung zum spiel nach köln gefahren. ein sieg bei den ziegen sollte pflicht sein, und nürnberg würde sich sicher gegen dortmund auch voll reinhängen, um nächste saison international spielen zu dürfen. - und dann so eine erbärmliche, blutleere, seelenlose vorstellung der mannschaft, die mich einfach sprachlos zurückließ.
gestern sollte dann zu hause gegen hamburg 'wenigstens' die direkte cl-quali klargemacht werden; dass bayern st. pauli plattmachen würde war bei deren derzeitigem lauf ja zu erwarten. und wieder haben die jungs gespielt, als hätten sie seit drei wochen nicht mehr miteinander trainiert. kießling sieht aus, als verliere er von woche zu woche ein bisschen mehr von seinem ohnehin nur spärlich vorhandenen körpergefühl. die machen doch video-analysen im training, sieht der nicht, wie der da mit den armen und beinen rumschlackert, als gehörten sie nicht zu seinem körper? das ist kein witz, wenn ich trainer wäre, würde ich kießling als erstes zum ballett-unterricht schicken, damit er lernt, was körperspannung ist.
aber ich schweife ab.
ich frage mich immer wieder, ob es mein fehler, der fehler der fans, ist, dass wir von der meisterschaft geträumt haben, obwohl der verein selbige nie als ziel ausgegeben hat. oder ob es der fehler des vereins ist, genau das zu tun, d.h. immer die ziele zu niedrig zu stecken, zu wenig zu wollen, sich immer mit weniger zufrieden geben. offen gesagt, diese falsche bescheidenheit kotzt mich an.
ich will nicht nur schön spielen, ich will auch mal nachweisbaren erfolg haben und was gewinnen. und wenn man noch nicht mal mehr schön spielt, wie im moment, dann fange ich langsam an mich zu fragen, wofür ich da jede woche hinfahre. wofür ich so viel meiner zeit diesem verein opfere widme. mein großes problem ist, dass ich derzeit nicht mehr das gefühl habe, vom verein etwas zurückzubekommen. und das tut richtig weh. das einzige, was ich will, ist sehen, dass die es wollen. dass ich nicht in der kurve stehe und das gefühl hab, wir alle wollen das mehr, als die elf jungs, die da auf'm platz stehen. (und "stehen" trifft es derzeit besser als "laufen".) und deswegen find' ich es eine unverschämtheit, wenn jupp heynckes tatsächlich den fans die schuld an den schlechten leistungen der mannschaft gibt. gemessen an der spielweise der mannschaft, fand' ich den support gestern echt gut. bis zum schlusspfiff haben wir die mannschaft angefeuert ein tor zu schießen, obwohl zumindest ich ein weiteres tor der hamburger für wahrscheinlicher gehalten hab.
die 'fans', die buhen, "heynckes raus" brüllen, und den eigenen spielern den mittelfinger zeigen, sind vollidioten & kriegen das im block auch von den anderen zu spüren. deswegen finde ich es ungerecht pauschal alle fans anzugreifen - und unprofessionell ist es obendrein, sich als trainer gegen die eigenen fans zu stellen.
und wie sollen wir mit unserer mini-kurve, die - wie der hamburger fan gestern im zug zurecht angemerkt hat - genauso groß bzw. klein ist wie der gästeblock, einem vergleich mit dortmund oder schalke standhalten? das ist einfach purer hohn, denn niemanden stören die bedingungen im stadion mehr als uns. ich kann mit ziemlicher sicherheit sagen, dass eine erweiterung des stehplatzbereichs der größte wunsch aller aktiven fans ist. jegliche bemühungen von seiten der fans gemeinsam mit dem verein zu einer lösung zu kommen, werden mit dem statik-argument im keim erstickt. da kommt einem hin und wieder schon mal der gedanke, dass von seiten des vereins bewusst versucht wird, die fanszene klein zu halten. sei es aus kosten- oder aus image-gründen, ich weiß es nicht. holzhäuser ist halt geschäftsmann und kein fußballer.
ob ich nächste woche nach freiburg fahre, weiß ich nicht. nicht weil ich ein schönwetter-fan bin, sondern weil ich gerade nicht das gefühl hab', dass es irgendwen aus der mannschaft juckt, ob wir da sind.
und der kloß im hals erinnert mich daran, warum ich zurzeit nicht gerne über dieses thema spreche.

4 Kommentare:

  1. Dabei spielt der Kießling doch recht gerne den sterbenden Schwan.

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  2. Ah, sehr gut. Ich bin also nicht die Einzige, die findet, daß einem die Mannschaft mal was zurückgeben könnte.
    Ich bin niemand, der laut "Söldner!" schreit - aber im Kern ist da schon was dran - bei den meisten Spielern ist doch weit weniger Herzblut bei als bei uns Fans. Ganz gleich, welche Farben wir tragen. Und das sieht man dann halt leider manchmal auch aufm Platz...

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  3. Ja, okay, Kießling hat sich noch nie elegant bewegt - aber trotzdem ist er für mich immer einer der besten, schon deshalb, weil er IMMER kämpft, auch wenn es nicht so läuft. Außerdem ist er einer der wenigen Spieler, die sich wirklich mit dem Verein zu identifizieren scheinen, bei dem ich das Gefühl habe, dass er ähnlich tickt wie wir Fans und sich genauso ärgert wie wir, wenn (mal wieder) ausgerechnet ein besonders wichtiges Spiel verpatzt wurde. Alles andere als ein Söldner jedenfalls. Und letzte Saison ist er, auch ohne Ballettunterricht, Vize-Torschützenkönig gewesen - schon vergessen?
    Ich bin mir ziemlich sicher, dass er nächste Saison wieder in die Spur zurückfindet und wieder öfter netzt.

    Was Heynckes angeht, kann ich dir nur voll und ganz Recht geben: Ich glaube auch, es hackt!!!!! Was der da über die Leverkusener Fans ins Land hinausposaunte, war eine absolute Unverschämtheit. Der kam in seiner Pressekonferenz am Samstag rüber wie eine beleidigte Leberwurst (obwohl er explizit betonte, dass ihn die Rufe der Fans ja angeblich überhaupt nicht jucken und es ihm nur um seine Mannschaft geht) - ich möchte ja nicht wissen, was ihn bei anderen Vereinen erwartet hätte und wie die Fans da mit ihm umgegangen wären, bei der Art und Weise, wie er seine Entscheidungsfindung übermäßig lange hinausgezögert hat und auch hinsichtlich wohin er wechselt ...
    Mittlerweile bin ich froh, wenn er endlich weg ist und übermäßige Dankbarkeit mag sich einfach nicht einstellen. Sooo überragend waren seine Leistungen nun auch wieder nicht - oder darf ich an die letzte Saison erinnern, als nach einer grandiosen Hinrunde mit etlichen Spieltagen an der Tabellenspitze die Werkself in der Rückrunde mal wieder einbrach und Platz für Platz durchgereicht wurde. Und diese Rückrunde haben wir auch mal wieder jedes wirklich wichtige Spiel (BVB, FCB und K***) verloren, nun schon zwei Champions-League-Direkte-Quali-Matchbälle vergeben und die Mannschaft hat selten wirklich total überzeugt.
    Trotzdem stehe ich immer hinter ihr, verteidige sie gegen die zahlreichen K***ner und Bayern-Fans in meinem Freundes- und Kollegenkreis, lasse mich Jahr für Jahr auslachen, wenn wir wieder mal nach dran waren, Größeres zu erreichen – aber einfach kein Titel herausspringen will. Ich habe eine Dauerkarte, ich liebe es, ins Stadion zu gehen, begebe mich gerne auch auf Auswärtstour. Ich höre mit den ewig gleichen „Leverkusen hat keine Tradition, keine Fans und ist ein Plastikclub“-Sermon an, weil ich weiß, dass das totaler Quatsch und Hohn ist (auch wenn es trotzdem übelst nervt) und weil ich bei jedem Spiel „meines“ Teams fühle, dass das eben nicht so ist. Dass da neben, vor und hinter mir tausende Leute stehen, denen es genauso geht wie mir. Die ihr Herz für den Rest ihres Lebens an Bayer 04 verloren habe und daher emotional mitfiebern, gar nicht anders können.
    Aber wie soll das ein Trainer-Söldner wie Jupp Heynckes auch verstehen??? Also Herr Heynckes, wenn man keine Ahnung hat, …!!!

    Sorry, sollte eigentlich ein kurzer Kommentar – und kein eigener Blog ;-) – werden, ich hoffe, es ist trotzdem okay für dich!
    Jedenfalls Daumen hoch für deinen Blog (auf den ich komischerweise heute erst gestoßen bin und den ich ab jetzt verfolgen werde)!

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