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Donnerstag, 30. Mai 2013

Zwangsumbenennung der Leverkusener Nordkurve in "Bollwerk"

Gestern wollte ich herausfinden, ob die Umbauarbeiten für unseren neuen Stehplatzbereich, der schon zu Beginn der neuen Saison fertiggestellt sein soll, bereits begonnen haben. Dafür besuchte ich bayer04.de, jedoch nur mit wenig Hoffnung, dort eine Antwort auf meine Frage zu finden; liest man auf der offiziellen Vereinsseite doch vorrangig glattgebügelte PR-Texte anstelle informativer – und vorallem kritischer – Auseinandersetzung mit aktuellen Themen.
Ich stieß auf die Tageskarteninformationen und die unterschiedlichen Töpfe für die neue Saison, nach denen sich die Ticketpreise bemessen. Meines Erachtens ein absolutes Unding, diese Töpfe, grundsätzlich schon, und in der willkürlichen Zuteilung der Vereine erst recht.


Borussia Mönchengladbach in Topf A, aufgrund eines vermeintlichen "Rheinderbys", das in Realität doch kaum Bedeutung hat. Auf der einen Seite warnen DFL und Politiker nur allzu gerne vor den Gefahren eines Stadionbesuchs (unvergessen Sandra Maischbergers Bezeichnung der Ultras als "Taliban des Fußball"), während auf der anderen Seite die Vereine selbst künstlich Brisanz in eine harmlose Begegnung wie Bayer 04 Leverkusen gegen Borussia Mönchengladbach bringen. (Zu bringen versuchen?) Zumal in Leverkusen. Nirgendwo wirkt ein Polizeipferd so deplatziert wie auf den stets nur sehr überschaubar mit Fans gesäumten Fußwegen im Leverkusener Stadtpark.
Aber ich schweife ab. Während ich mich noch fragte, womit der SC Freiburg es verdient hat, als immerhin Europa League-Teilnehmer in der kommenden Saison nur in Topf C zu landen, bemerkte ich etwas noch schlimmeres: Der neue Fanbereich "BOLLWERK". Wat? Wann ist das denn passiert? Warum weiß ich nichts davon?

Wenige Stunden später stellte sich heraus, dass es nicht nur mir so ging. Niemand wusste davon, und niemand wurde in diese Entscheidung mit einbezogen. Ich zitiere nachfolgend, quasi vollumfänglich, den gestern verschickten Newsletter der Nordkurve 12 zur Umbenennung der Nordkurve (Hervorhebungen von mir). In voller Länge im Blog der Nordkurve 12 nachzulesen.
Informationen zum Ticketverkauf für die Saison 2013/2014 sind seit heute dem 28.05.13 auf der Homepage von Bayer 04 veröffentlicht. Dort wird nun auch ein neuer Name aufgeführt: "Bollwerk".

Seitens unserer Vereinsführung wurde vorab die Gruppe Ultras Leverkusen über das Interesse informiert, unserer Nordkurve einen neuen Namen zu geben. Damit wurde auch deutlich gemacht, dass man die Initiatoren der Aktion mit in die Namensvergabe einbinden wollte. Nach einiger Überlegung und Diskussion kam man relativ schnell überein, dass eine solche Umbenennung nicht tragbar und völlig unnötig ist. Der Name „Nordkurve“ ist ein gewachsener Begriff, mit dem sich jeder aktive Fan, der sich bewusst für diesen Platz im Stadion entscheidet, absolut identifiziert. Der Bereich im C , D & E Bereich Nordkurve Leverkusen wird seit jeher nicht anders genannt und hat seine eigene Tradition. Mit einem Namenswechsel nimmt man nicht nur die Identifikation, sondern reisst wieder eine Kluft des Unverständnisses zwischen Vereinsführung und Fans, die sich im Laufe der abgelaufenen Saison doch so positiv entwickelt hat.

Die Frage, die sich uns nun stellt, warum wird eine Gruppe in eine Entscheidungsfindung eingebunden, um die geschlossene Meinung dieser Gruppe dann doch zu ignorieren. Diese Umbenennung zieht Konsequenzen mit sich, die sowohl die UL als auch wir als NK12 nicht mittragen werden.
In Leverkusen wurde schon viel zu häufig der Fehler begangen mit alten Traditionen zu brechen oder diese nicht genügend zu leben. Anscheinend hat man aus eben diesen Fehlern nicht gelernt und versucht nun wieder einen Namen aufzudiktieren und etwas zu ersetzen, was über Jahre aus der Masse der Fans gewachsen ist.

Es sind hierzu von Vereinsseite keine weiteren Gespräche mit der aktiven Fanszene geplant. Wir rufen von daher auf aktiv zu werden!!
Schreibt Mails an die Fanbetreuung (fanbetreuung@bayer04.de) und Herrn Holzhäuser persönlich (wolfgang.holzhaeuser@bayer04.de), führt mit sachlicher (!) und konstruktiver (!) Kritik auf, warum ihr diese Entscheidung nicht akzeptieren könnt. Schreibt Briefe und nutzt Fanforen. Die Vereinsführung soll wissen, wie schwer uns eine Namensänderung trifft, wie sehr uns die Identifikation genommen wird.
Wir können etwas bewegen!
Ich liebe diesen Verein, aber ich werde nie verstehen, wie es immer wieder zu diesen Fehlentscheidungen kommen kann. Die Außendarstellung der Vereinsführung ist oft genug nicht weniger als katastrophal. Unser an unser Traditionsproblem gekoppeltes Imageproblem wird quasi aktiv aufrecht erhalten, indem tatsächlich natürlich Gewachsenes, wie unsere Nordkurve und ihr Name, durch künstlich Geschaffenes ersetzt wird. Und dann auch noch Bollwerk. Dass unsere Kurve kein Bollwerk ist, ist leider allzu bekannt. Die Erweiterung des Stehplatzbereichs war, ist, ein erster Schritt auf dem langen Weg in Richtung einer lebendigen, ernstzunehmenden Fan-Kurve. Aber nicht mit dem Namen.

EDIT (30.05.2013, 18:50 Uhr):
Und das war's auch schon mit dem Bollwerk! Der Name wurde wieder verworfen, unsere Kurve bleibt die Nordkurve. Hier Auszüge aus dem heutigen Statement der NK12:
Nun erfuhren wir voller Freude, dass seitens der Geschäftsführung ein Einlenken signalisiert und der Name “Bollwerk” somit ad acta gelegt wurde. Die Nordkurve bleibt NORDKURVE!
Mit dazu beigetragen haben nicht zuletzt eure konstruktiven Mails, die seit gestern im Postkorb unseres Geschäftsführers gelandet sind, wofür wir euch noch einmal herzlich danken möchten. Aber auch weitere interne Gespräche und auch die Überzeugungskraft der Fanbetreuung spielten hierbei eine tragende Rolle.

Wir sehen das kurzfristige Einlenken von Herrn Holzhäuser als Zeichen und Ergebnis des gut funktionierenden Dialogs zwischen Fans und Verein und der gewachsenen Vertrauensbasis, die man vor allem in den vergangenen Monaten noch weiter intensiviert hat. Wir danken dem Verein für die schnelle Einsicht, die zeigt, dass wir hier in Leverkusen nicht so ohne weiteres übergangen werden und unsere Belange Gehör finden.

Bleibt nur die Frage, warum man solche Belange, mit doch weitreichenden Folgen, nicht zuerst intern abklärt, und dann falls dann überhaupt noch erforderlich kommuniziert? Die letzten 24 Stunden waren wieder mal typisch Leverkusen. Aber mit sehr erfreulichem Ausgang.

Dienstag, 28. Mai 2013

Woche 21

. Meine Drei-Tage-Woche stand ganz im Zeichen des bevorstehenden Champions League Finales (der Herren, obwohl ich mich für die Damen des VfL Wolfsburg auch sehr gefreut habe). So folgte ich Dienstag Abend der Einladung von Patrick Völkner (@voegi79) bei Blogspot360 als Neutrale (ähem) zusammen mit einem Bayern-Fan (Lizas Welt) und einem Dortmund-Fan (Any Given Weekend) über das Spiel zu sprechen. Hier kann man sich anhören, wie ich mich weit aus dem Tipp-Fenster lehne und quasi prophetisch ein statistisch unfassbar seltenes 2:1 vorhersage.
. Apropos veraltete Podcasts: Kürzlich las ich auf Twitter, dass der Neverkusen-Podcast eine Nische in der Nische sei. Ein Podcast über Leverkusen, und dazu noch auf Englisch. Dann ergänze ich hiermit die dritte Nischen-Ebene: Ein veralteter, englischsprachiger Neverkusen-Podcast. Hier geht's zur Ausgabe 50+1, in der Bayer-Fans aus aller Welt, inkl. mir (ganz zum Schluss), zu Wort kommen.


. Das Wochenende habe ich in München verbracht. Im Vorfeld hatte ich mir vorgestellt, viele, oder zumindest einige ein paar der (Internet-)Menschen, die ich dort kenne, zu treffen, aber in der Realität sieht so ein Wochenendkurztrip ja doch immer anders und vor allem kurz aus. So verbrachten mein Freund und ich das Wochenende bei und mit unserem Gastgeber; waren Freitag Abend auf einer internationalen WG-Party in Schwabing (bei Javi, der wirklich eine gewisse Ähnlichkeit mit Javi Martínez hatte!), Samstag schon früh in der Stadt unterwegs, und abends zum Fußball gucken in der Muffathalle. So toll das Wochenende auch war nach dem Spiel waren wir noch lange auf der Leopoldstraße –, es ist – duh! – einfach nicht das Gleiche, wenn's nicht der eigene Verein ist. (Wobei ich natürlich nicht den blassesten Schimmer habe, wie es ist, mit meiner Mannschaft die Champions League zu gewinnen.)

Donnerstag, 23. Mai 2013

Shoppen ist kein Hobby

Isabel Bogdan hat kürzlich begonnen, in ihrem Blog eine Reihe über Konsumverhalten zu schreiben. "Besser ist das" nennt sich die Reihe, die sich nacheinander mit den Themen Fleisch, Gemüse, Kaffee und Schokolade, Geld, Kleidung, Plastik und Müll, und Großkonzerne vs. Kleinunternehmer beschäftigt.
Ich bin über den Fleisch-Beitrag auf die Reihe gestoßen, habe nacheinander alle bereits vorhandenen Teile gelesen, und erst jetzt – quasi vor fünf Minuten den einleitenden Text. Ich mag ihren Schreibstil sehr gerne, er hat ein bisschen was von stream of consciousness, wie die Worte so purzeln, und man selber überschlägt sich auch beim Lesen, weil man bei jedem Wort zustimmend nickt, und während ich so weiterlese, merke ich, dass ich einen Kloß im Hals habe.
Als Fazit am Ende wird sich ein kleiner Rant darüber anbieten, wie unfassbar bescheuert ich es finde, das Wort „Gutmensch“ als Schimpfwort zu benutzen. Was soll man denn sonst sein wollen, ein Scheißmensch?

Bild von der Facebook-Seite der Rainforest Alliance.

Letztes Jahr habe ich aufgehört, Fleisch zu essen, ohne zu ahnen, welchen Dominoeffekt das haben würde. Es klingt wie eine Ausrede oder Lüge gar, aber der Großteil unseres Alltags ist so gelernt, dass man  sich für bestimmte Dinge gar nicht mehr bewusst entscheidet. Mir ging das so, als eine Freundin mich fragte, wie ich das denn mit meinem Gewissen vereinbaren könne, bei IKEA einzukaufen. Wir sprachen, wie so häufig, über das Kaufen bzw. Nicht-Kaufen von Klamotten, über H&M und Primark, und mit ihrer Frage nach IKEA hat sie mich kalt erwischt. Ich hatte schlicht nicht drüber nachgedacht, geschweige denn mich nach reiflicher Abwägung aller Vor- und Nachteile für den Einkauf bei IKEA entschieden.

Außer schwarzen Socken und der gelegentlichen Strumpfhose kaufe ich nichts mehr bei H&M. Als Alternative hatte ich recht schnell American Apparel für mich entdeckt, da sie in Amerika produzieren und alle Mitarbeiter krankenversichert sind. So dachte ich zumindest. Inzwischen lese ich nur noch von "medical benefits". Hier kann man nachlesen, dass American Apparel "Sweatshop-Free" ist, was das heißt, und warum das wichtig ist.
Und so kaufte ich recht guten Gewissens teurer als gewohnt bei American Apparel ein, bis ich kürzlich las, dass Dov Charney, CEO von AA, wiederholt Mitarbeiterinnen sexuell belästigt haben soll. Laut der englischen Wikipedia hat es in den letzten zehn Jahren mindestens fünf Klagen gegeben.
Und nun weiß ich auch nicht wirklich weiter. Außer dem offensichtlichen Weniger kaufen. Bei der undurchsichtigen Marktlage ist weniger und seltener Klamotten kaufen ohnehin die einfachste Lösung. Das gesellschaftsfähige, quasi gesellschaftlich sanktionierte Horten (anders kann ich's nicht nennen) qualitativ meist minderwertiger Kleidung befremdet mich, ehrlich gesagt. Shoppen ist kein Hobby. (Und "shoppen" kein Wort.)

Mittwoch, 22. Mai 2013

Woche 20

Der letzte Wochenrückblick ist so lange her, dass ich mich nicht mal erinnern kann, in welchem Monat ich zuletzt einen gepostet habe.


. Mit meinem Freund diskutiert, welche Serie wir als nächstes gucken, nachdem wir nach zwei Monaten Breaking Bad beendet haben. (Noch 83 Tage bis zum 11. August, wenn die fünfte und letzte Staffel von Breaking Bad in Amerika weitergeht!) Wir einigen uns auf Twin Peaks, aber am Freitag kommt er mit der DVD der ersten Staffel True Blood um die Ecke, die er sich von einer Arbeitskollegin geliehen hat. (Die Serie ist leider nichts für mich, da bin ich raus.)
. Meine Mama hat ihr erstes Smartphone gekauft und sich WhatsApp runtergeladen. Bisher funktioniert die Kommunikation aber nur, wenn mein Bruder dabei sitzt und hilft. Welcome to WhatsApp, Mama!


. Das neue Daft Punk Album Random Access Memories gehört. Nicht mein Fall; zu viel Disco, zu wenig House, zu viel Autotune (es ist Daft Punk, ich weiß). Get Lucky gefällt mir dafür mit jedem Hören mehr.
. Ich lese weiterhin Der FC Bayern und seine Juden: Aufstieg und Zerschlagung einer liberalen Fußballkultur, und bin schwer begeistert, auch wenn die vielen Namen und Zahlen (und neuen Informationen) ein wenig überwältigend sind.
. Besuch von J. & J. und ihrem kleinen Sohn (acht Wochen) L., der das erste Mal bei uns zu Hause ist.
. Pfingstsonntag bei meinen Eltern in Bonn verbracht und beim Premier League-Gucken auf der Couch gedöst. Am Abend meine Eltern in die neue Weinbar in Endenich eingeladen.

Mittwoch, 15. Mai 2013

Schwestern

Meine Tante und mein Onkel aus England waren zu Besuch bei uns in Düsseldorf und haben wunderschöne Blumen mitgebracht.


Mein Onkel war sehr überrascht, als ich ihm erzählte, dass das Altbier, dass er gerade trank und ihm sehr gut schmeckte, hier gar nicht so beliebt ist. Es ist das Rheinland. Nur in Hamburg hat man eventuell noch weniger Ahnung von Bier. ("Haben Sie noch anderes Pils außer Astra?" "Nur Holsten alkoholfrei. Oder Schöfferhöfer Grapefruit.")


Bei jedem Besuch in England habe ich mir im Haus meiner Großeltern die selben Familienphotos immer und immer wieder angeschaut. Aber seitdem meine Omi im vergangenen Juni gestorben ist, geht das nicht mehr. Es ist noch kein Jahr vergangen und es ist alles noch zu frisch, als dass ich die Bilder anschauen kann, ohne von Traurigkeit überwältigt zu werden. Am 06.06. hätte meine Oma Geburtstag gehabt, und meine Eltern fahren nach England, um mit meinem Opa und meinen Tanten und Onkels zusammen zu sein. Das finde ich schön.

Meine Mama ist übrigens das blonde Mädchen links im Bild, ganz rechts ihre ältere Schwester, die uns kürzlich besucht hat.


Das Haus meiner Großeltern das Elternhaus meiner Mama heißt übrigens Little Orchard. Ich habe nie darüber nachgedacht, wie wundervoll das ist, weil es eben schon immer so war.