Gestern wollte ich herausfinden, ob die Umbauarbeiten für unseren neuen Stehplatzbereich, der schon zu Beginn der neuen Saison fertiggestellt sein soll, bereits begonnen haben. Dafür besuchte ich bayer04.de, jedoch nur mit wenig Hoffnung, dort eine Antwort auf meine Frage zu finden; liest man auf der offiziellen Vereinsseite doch vorrangig glattgebügelte PR-Texte anstelle informativer – und vorallem kritischer – Auseinandersetzung mit aktuellen Themen.
Ich stieß auf die Tageskarteninformationen und die unterschiedlichen Töpfe für die neue Saison, nach denen sich die Ticketpreise bemessen. Meines Erachtens ein absolutes Unding, diese Töpfe, grundsätzlich schon, und in der willkürlichen Zuteilung der Vereine erst recht.
Borussia Mönchengladbach in Topf A, aufgrund eines vermeintlichen "Rheinderbys", das in Realität doch kaum Bedeutung hat. Auf der einen Seite warnen DFL und Politiker nur allzu gerne vor den Gefahren eines Stadionbesuchs (unvergessen Sandra Maischbergers Bezeichnung der Ultras als "Taliban des Fußball"), während auf der anderen Seite die Vereine selbst künstlich Brisanz in eine harmlose Begegnung wie Bayer 04 Leverkusen gegen Borussia Mönchengladbach bringen. (Zu bringen versuchen?) Zumal in Leverkusen. Nirgendwo wirkt ein Polizeipferd so deplatziert wie auf den stets nur sehr überschaubar mit Fans gesäumten Fußwegen im Leverkusener Stadtpark.
Aber ich schweife ab. Während ich mich noch fragte, womit der SC Freiburg es verdient hat, als immerhin Europa League-Teilnehmer in der kommenden Saison nur in Topf C zu landen, bemerkte ich etwas noch schlimmeres: Der neue Fanbereich "BOLLWERK". Wat? Wann ist das denn passiert? Warum weiß ich nichts davon?
Wenige Stunden später stellte sich heraus, dass es nicht nur mir so ging. Niemand wusste davon, und niemand wurde in diese Entscheidung mit einbezogen. Ich zitiere nachfolgend, quasi vollumfänglich, den gestern verschickten Newsletter der Nordkurve 12 zur Umbenennung der Nordkurve (Hervorhebungen von mir). In voller Länge im Blog der Nordkurve 12 nachzulesen.
Informationen zum Ticketverkauf für die Saison 2013/2014 sind seit heute dem 28.05.13 auf der Homepage von Bayer 04 veröffentlicht. Dort wird nun auch ein neuer Name aufgeführt: "Bollwerk".
Seitens unserer Vereinsführung wurde vorab die Gruppe Ultras Leverkusen über das Interesse informiert, unserer Nordkurve einen neuen Namen zu geben. Damit wurde auch deutlich gemacht, dass man die Initiatoren der Aktion mit in die Namensvergabe einbinden wollte. Nach einiger Überlegung und Diskussion kam man relativ schnell überein, dass eine solche Umbenennung nicht tragbar und völlig unnötig ist. Der Name „Nordkurve“ ist ein gewachsener Begriff, mit dem sich jeder aktive Fan, der sich bewusst für diesen Platz im Stadion entscheidet, absolut identifiziert. Der Bereich im C , D & E Bereich Nordkurve Leverkusen wird seit jeher nicht anders genannt und hat seine eigene Tradition. Mit einem Namenswechsel nimmt man nicht nur die Identifikation, sondern reisst wieder eine Kluft des Unverständnisses zwischen Vereinsführung und Fans, die sich im Laufe der abgelaufenen Saison doch so positiv entwickelt hat.
Die Frage, die sich uns nun stellt, warum wird eine Gruppe in eine Entscheidungsfindung eingebunden, um die geschlossene Meinung dieser Gruppe dann doch zu ignorieren. Diese Umbenennung zieht Konsequenzen mit sich, die sowohl die UL als auch wir als NK12 nicht mittragen werden.
In Leverkusen wurde schon viel zu häufig der Fehler begangen mit alten Traditionen zu brechen oder diese nicht genügend zu leben. Anscheinend hat man aus eben diesen Fehlern nicht gelernt und versucht nun wieder einen Namen aufzudiktieren und etwas zu ersetzen, was über Jahre aus der Masse der Fans gewachsen ist.
Es sind hierzu von Vereinsseite keine weiteren Gespräche mit der aktiven Fanszene geplant. Wir rufen von daher auf aktiv zu werden!!
Schreibt Mails an die Fanbetreuung (fanbetreuung@bayer04.de) und Herrn Holzhäuser persönlich (wolfgang.holzhaeuser@bayer04.de), führt mit sachlicher (!) und konstruktiver (!) Kritik auf, warum ihr diese Entscheidung nicht akzeptieren könnt. Schreibt Briefe und nutzt Fanforen. Die Vereinsführung soll wissen, wie schwer uns eine Namensänderung trifft, wie sehr uns die Identifikation genommen wird.
Wir können etwas bewegen!
Ich liebe diesen Verein, aber ich werde nie verstehen, wie es immer wieder zu diesen Fehlentscheidungen kommen kann. Die Außendarstellung der Vereinsführung ist oft genug nicht weniger als katastrophal. Unser an unser Traditionsproblem gekoppeltes Imageproblem wird quasi aktiv aufrecht erhalten, indem tatsächlich natürlich Gewachsenes, wie unsere Nordkurve und ihr Name, durch künstlich Geschaffenes ersetzt wird. Und dann auch noch Bollwerk. Dass unsere Kurve kein Bollwerk ist, ist leider allzu bekannt. Die Erweiterung des Stehplatzbereichs war, ist, ein erster Schritt auf dem langen Weg in Richtung einer lebendigen, ernstzunehmenden Fan-Kurve. Aber nicht mit dem Namen.
EDIT (30.05.2013, 18:50 Uhr):
Und das war's auch schon mit dem Bollwerk! Der Name wurde wieder verworfen, unsere Kurve bleibt die Nordkurve. Hier Auszüge aus dem heutigen Statement der NK12:
EDIT (30.05.2013, 18:50 Uhr):
Und das war's auch schon mit dem Bollwerk! Der Name wurde wieder verworfen, unsere Kurve bleibt die Nordkurve. Hier Auszüge aus dem heutigen Statement der NK12:
Nun erfuhren wir voller Freude, dass seitens der Geschäftsführung ein Einlenken signalisiert und der Name “Bollwerk” somit ad acta gelegt wurde. Die Nordkurve bleibt NORDKURVE!
Mit dazu beigetragen haben nicht zuletzt eure konstruktiven Mails, die seit gestern im Postkorb unseres Geschäftsführers gelandet sind, wofür wir euch noch einmal herzlich danken möchten. Aber auch weitere interne Gespräche und auch die Überzeugungskraft der Fanbetreuung spielten hierbei eine tragende Rolle.
Wir sehen das kurzfristige Einlenken von Herrn Holzhäuser als Zeichen und Ergebnis des gut funktionierenden Dialogs zwischen Fans und Verein und der gewachsenen Vertrauensbasis, die man vor allem in den vergangenen Monaten noch weiter intensiviert hat. Wir danken dem Verein für die schnelle Einsicht, die zeigt, dass wir hier in Leverkusen nicht so ohne weiteres übergangen werden und unsere Belange Gehör finden.
Bleibt nur die Frage, warum man solche Belange, mit doch weitreichenden Folgen, nicht zuerst intern abklärt, und dann – falls dann überhaupt noch erforderlich – kommuniziert? Die letzten 24 Stunden waren wieder mal typisch Leverkusen. Aber mit sehr erfreulichem Ausgang.